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Es war Mitte August, der Sommer meldete
sich in Deutschland eindrucksvoll zurück und das erste
Pokalwochenende stand vor der Tür. Schalkes Erstrunden-Match in
Leipzig sollte am Sonntag steigen und lag für mich somit außer
Reichweite. Während die Knappen in Sachsen spielen, werde ich
mich durch Dublins Pubs schlagen, ehe es am Abend zum
Oasis-Konzert im Croke Park geht. Für das für mich bis dahin
freie Wochenende musste ich also eine Alternative abseits des
königsblauen Reise-Trosses finden. Recht flott wurde ich für den
Freitag und Samstag im Norden fündig. Hier hatte ich 2023 mit
drei kürzeren und längeren Trips ganz gut abgeliefert, sodass
eine baldige Komplettierung der Superliga gar nicht so abwegig
war. Zwischen mir und meinem heutigen Ziel Fredericia lagen
immerhin stolze 630 Kilometer. An einem Freitag in der
Hauptferienzeit. Auch wenn die A1 zwischen Osnabrück und Bremen
keine Großbaustelle mehr war, sollte ich trotzdem mehr als
sieben Stunden benötigen, ehe ich gegen 16 Uhr die Festungsstadt
erreichte. Bis zum Spielbeginn vier Stunden später hatte ich
somit genug Zeit, um die Stadt am kleinen Belt ausgiebig zu
erkunden. Fredericia präsentierte sich wie so viele dänische
Städte derselben Größenordnung zwar unspektakulär, aber schön
und aufgeräumt. Rund um die zentralen Plätze mit ihren Bars,
Cafes und Pubs fand man sogar einige Einheimische und Touris die
bei bestem Wetter Kaltgetränke konsumierten. Einen weiteren
Gegensatz zu den sonst leeren Straßen und Gassen bildete der
Strand, der öffentlich zugänglich war und bei einer anderen
Zielsetzung des Ausflugs, auch mich zum Baden eingeladen hätte.
Nordöstlich der Altstadt und damit hinter
den Bahnschienen hatte sich ein größeres Gebiet der Freizeit
verschrieben. An einen großen Spielplatz, dessen Bezeichnung als
solcher ziemlich untertrieben ist, schlossen sich größere
Rasenflächen und eine zu begehende Miniatur-Version der Stadt
an. Einen weiteren Steinwurf entfernt ragten bereits die
Flutlichtmasten des erst kürzlich renovierten und nun so gut wie
fertiggestellten Stadions des FC Fredericia in die Höhe. Auf
einem der vielen kostenlosen Parkplätzen rund ums Stadion
stellte ich mein Auto ab und war so früh vor Ort, dass ich
zeitgleich mit dem Bus der Gäste aus Hadersleben landete. Bei
meinem kleinen Spaziergang rund um den Ground parkte zudem ein
mit rohen Polsern beladenes Golfcart neben mir. Es lag also auf
der Hand, dass mich mein erster Weg nach der Stadionöffnung
direkt an den Imbissstand führte. Doch von der Wurst zum Klub.
Der FC Fredericia wurde erst 1991 gegründet und ist somit jünger
als ich. Erschreckend. Der Jungspund spielte seitdem
größtenteils zweitklassig und konnte in diesem Sommer als
Vize-Meister erstmals das Oberhaus buchen. Mit dem Aufstieg
werkelte man ordentlich am eigenen Stadion und ergänzte dieses
um standesgemäße Kurven für die Heim- und Auswärtsfans. Beim
dritten Heimspiel in der neuen Liga kamen knapp 4.000 Zuschauer
zum Spiel gegen SönderjyskE. Nach dem Spiel am vergangenen
Sonntag im luxemburgischen Bissen durfte ich somit den zweiten
Liga-Neuling in Folge besuchen.
Wie schon in Bissen wollte das Tore
schießen jedoch nicht so wirklich funktionieren. Immerhin
erregte eine Notbremse die Gemüter. Den leicht überlegenen
Gästen rutschte ein Konter des Aufsteigers durch. Dieser konnte
nur regelwidrig gestoppt werden und brachte nach Videoeinsicht
einen Platzverweis. Nach einer ansonsten gefälligen ersten
Hälfte ging es trotz Über- bzw. Unterzahl torlos in die Pause.
Gefällig war auch der Auftritt der beiden Fanszenen, deren
Ultras tatsächlich und gerechtfertigt unter den Oberbegriff
„Jugendkultur“ fallen. Im zweiten Durchgang gab es dann endlich
Zählbares. SönderjyskE schien der roten Karte nun Tribut zu
zollen und kassierte nach einer Ecke (48.) und wenig später nach
einem überfallartigen Angriff (50.) zwei schnelle Gegentreffer.
Die Partie war jedoch noch lange nicht entschieden und hatte
noch ein nervenaufreibendes Drehbuch in der Hinterhand. Mit
einem Mann weniger kombinierten sich die Gäste einige wenige
Male sehenswert vors gegnerische Tor. Die beiden daraus
resultierenden Treffer waren zum mit der Zunge schnalzen (63.
und 79.) und kamen für alle Beteiligten ziemlich überraschend.
Plötzlich war der erste Heimsieg in der Superliga wieder dahin.
Dass man in der Kurve rechts von mir trotzdem Jubeln konnte, lag
an Linksaußen Agon Mucolli, der mit seinem zweiten Treffer des
Tages in der Nachspielzeit den 3:2 Endstand markierte. Der
Auftakt machte dann also doch noch Spaß und ich verabschiedete
mich in Richtung Kolding, wo ich übernachten und am Folgetag das
zweite Spiel des Trips sehen sollte.
Fotos Sightseeing
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