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Der Sonntagmorgen war zugleich der Morgen
nach der unglücklichen Schalker Niederlage auf dem Betzenberg.
Der erste Ärger war verdaut und Lynn, Alex und ich machten sich
gemeinsam auf den kurzen Weg nach Grevenmacher. Auf unserer
kleinen Tour durch die schmucke Mosel-Metropole stoppten wir
natürlich auch am Stade Op Flohr, wo ich 2012 mein erstes von
vielen Spielen mit der CSG und den Jungs von der Uvae Militarius
Machera besuchen durfte. Leider ist die CS Grevenmacher als
Drittligist aktuell kein Teil meiner Reise zur Komplettierung
der National Division. Stattdessen nahm ich die beiden
Aufsteiger Mamer und Bissen ins Visier. Nach dem Besuch bei den
beiden Neulingen werde ich hoffentlich recht zeitnah erstmals
einen Haken hinter das luxemburgische Oberhaus machen können.
Zwischen uns und dem Besuch bei Atert Bissen standen jetzt nur
noch ein grandioser Frituur-Besuch in Colmar-Berg (Stichwort:
Curry-Mettwurscht!) und eine Stippvisite des beeindruckenden
Fabel-Schlosses Turelbaach.
Die Gemeinde Bissen liegt im Herzen
Luxemburgs, hat nur knapp 3.500 Einwohner und kickt in dieser
Spielzeit erstmals erstklassig. Man kann sich anhand des
Wikipedia-Artikels zur Stadt gut vorstellen, wie stolz man in
Bissen auf seinen Verein ist. Bisher verweist die
Online-Enzyklopädie auf die Orgel der Pfarrkirche und eine
ehemalige illegale Reifenmülldeponie nahe des Flusses Atert. Nun
soll der örtliche Fußball-Klub für Schlagzeilen sorgen und darf
sich im ersten Heimspiel gleich mit dem Rekordmeister Jeunesse
Esch messen. Auch wenn die Jeunesse in den vergangenen Jahren an
Glanz verloren hat ist sie sicherlich ein Gegner, der der
Bedeutung des Spiels gerecht wird. So gesellten sich stolze 700
Interessierte zu uns. Bis weit in die erste Hälfte hinein sollte
die Schlange vor dem leicht überforderten Ticket-Tisch nicht
abebben. Zum Glück waren wir pünktlich am modernen Gelände, dass
dank seiner integrierten Sporthalle das komplette sportliche
Vereinsleben der Gemeinde einbezieht. Ein würdiger Ground für
Lynns und Alex‘ Länderpunkt Luxemburg!
Welche Faktoren könnten Einfluss auf die
anstehende Partie nehmen? Da war sicherlich das Publikum. 700
Zuschauende sind für luxemburgische Verhältnisse eine Ansage.
Darunter waren etliche Schlachtenbummler aus Esch, deren Support
jedoch sicherlich nicht den eigenen Ansprüchen genügen sollte.
Schwarze Kleidung, ein ordentlicher Alkoholpegel und ein wenig
Singsang sind dann doch mehr Schein als Sein. Neben dem
Publikum, war auch das Wetter nicht alltäglich. Die Sonne
ballerte ordentlich über dem Klengbousbierg und würde den Mannen
auf dem Rasen über die 90 Minuten einiges abverlangen. So viel
zu Theorie. Ich wechselte stetig zwischen der Bespaßung meiner
Tochter und der Beobachtung des Spielgeschehens hin und her.
Auch wenn ich dabei nicht immer in der ersten Reihe stand,
konnte ich das Gesehene doch recht schnell einordnen. Der
Aufsteiger spielte gut mit und hatte sogar die größeren Chancen.
Rekordmeister Jeunesse droht mit so einem Auftreten jedoch eine
weitere Saison im Mittelmaß. Nach einer schadlosen Spielzeit
2024/25 bedeutete das torlose Remis zwischen Bissen und Esch
mein erstes 0:0 nach über 450 Tagen. Die Verantwortlichen,
Spieler und Anhänger des kleinen FC Atert Bissen schauen wohl
mit etwas mehr Freude auf das Ergebnis. Tritt man weiterhin so
auf, dürfte man in einer Liga mit immerhin vier Aufsteigern eine
ganz passable Rolle können. Der Schlusspfiff markierte unseren
kurzen Trip ins Großherzogtum und schickte uns durch die Eifel
zurück nach Hause.
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