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Da ich später so etwas wie ein Déjà-vu
erleben sollte, muss ich mit einer kleinen Geschichtsstunde
starten. Im Oktober 2019 war die Welt beim FC Schalke 04 noch
halbwegs in Ordnung. Coach Wagner manövrierte den S04
erfolgreich durchs obere Tabellendrittel, nachdem man eine
enttäuschende Vorsaison erlebt hatte. In der 2. Pokalrunde stand
ein Auswärtsspiel beim Zweitliga-Spitzenteam Arminia Bielefeld
auf dem Programm. Bei klassischem Herbstwetter schienen die
Schalke auf der Alm kurzen Prozess zu machen und führten nach 30
Minuten mit 3:0. In der Schlussviertelstunde war man jedoch
drauf und dran die sichere Führung zu verspielen und rettete
sich nach zwei Gegentoren mit Ach und Krach und einem 3:2-Sieg
ins Achtelfinale. Sechs Jahre später sind Schalke und Bielefeld
Liga-Rivalen. Nach einer fulminanten Saison 2024/25 stiegen die
Ostwestfalen auf und nahmen auf dem Weg soeben das
DFB-Pokalfinale mit. Der solide Start mit zehn Punkten aus
sieben Spielen setzt diesen positiven Trend bei der Arminia
nahtlos fort. Der S04 reiste indes als Tabellenvierter zum
Deutschen Sportclub und musste sich somit auch nicht verstecken.
Mein Ticket für das NRW-Duell hatte ich
André zu verdanken, der urlaubsbedingt passen musste. Bei der
räumlichen Nähe, dem derzeitigen sportlichen Höhenflug und dem
kleinen Stadion der Arminia überstieg die Nachfrage aus
Gelsenkirchen mal wieder deutlich das Kartenangebot. So fand ich
mich trotz meiner frühen Ankunft in Bielefeld mit hunderten
Schalkern vor den Stadiontoren wieder, die in wenigen Minuten
öffnen sollten. Der Einlass war etwas abenteuerlich und spuckte
mich als einer der Ersten hinter die Drehkreuze. Geduldig
wartete ich auf das Imbiss-Team, das sich noch organisieren
musste und mir nach einigen Minuten Wartezeit eine Mantaplatte
kredenzte. Der Getränke-Stand verwaiste indes, da man Bier nur
in der alkoholfreien Variante ausschenkte. Trotzdem oder gerade
deswegen war die Stimmung im rappelvollen Gästeblock prächtig.
Die UGE bezog auf den Sitzplätzen Stellung und startete mit
einer vom Winde verwehten Pyro-Einlage in die Partie. Viel Sicht
konnte einem der Rauch nicht nehmen, da die Lage des Gästeblock
des Bielefelder Stadions eine echte Zumutung ist. Egal wie man
sich auch positioniert, die Sicht auf eines der Tore bleibt
einem verwehrt.
Zum Glück aus Schalker Sicht spielte sich
das Geschehen anfangs sowieso auf der anderen Seite ab. Wie
schon im Oktober 2019 führte der S04 früh und deutlich.
Antwi-Adjei verwertete dabei ein Geschenk des Bielefelder
Keepers gekonnt (11.) zur Schalker Führung. Acht Minuten später
erhöhte Verteidiger Kurucay nach einem Freistoß aus dem Gewühl.
In die entsprechende Euphorie mischte sich jedoch auch etwas
Sorge, da die Hausherren bis zur Pause etliche Chancen liegen
ließen. Dabei gehört Gantenbeins spektakuläre Rettungstat per
Flugkopfball mit eingedrehter Schraube sicherlich in jeden
Saisonrückblick (35.). Mit dem Wiederanpfiff war Schalkes Glück
vorerst aufgebraucht, als Großer per Kopf den Anschlusstreffer
markierte (49.). Bielefeld drückte nun noch intensiver und die
Gäste stemmten sich mit Mann und Maus gegen den Ausgleich. Jeder
Schalke hatte mindestens mit einem Auge die Uhr im Blick und
freute sich über jede Sekunde, die verstrich. Am Ende brachte
man tatsächlich den sechsten Saisonsieg über die Ziellinie und
grüßt während der Länderspiel-Pause von einem Aufstiegsplatz.
Die großen Brocken kommen noch und bald wird man sehen können,
wohin die königsblaue Reise tatsächlich geht. Bis dahin darf man
genießen.
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