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Bei der Planung meines Sonntages hatte ich
den richtigen Riecher. Ursprünglich stand die
Mittelrheinliga-Partie zwischen Weiden und Siegburg in meinem
Kalender. Immerhin sollte für diese Partie erstmals in diesem
Jahr das Stadion des Aufsteigers aus Würselen bespielt werden
und mir die Liga erneut komplettieren. Da mir diesen bei
fussball.de vermerkten Spielort niemand bestätigen konnte oder
wollte, suchte ich mir eine Alternative. Wie sich herausstellte
zurecht. Teutonia Weiden bestritt sein Spiel auf dem schnöden
Kunstrasen-Nebenplatz. Zum Anpfiff der besagten Begegnung
passierte ich jedoch bereits die belgisch-luxemburgische Grenze
auf Höhe des Dreiländerecks mit Frankreich. Im vom großen
Grenzverkehr begünstigten Gebiet lockt die Ortschaft Rodingen
auf Seiten des Großherzogtums mit günstigem Sprit, Kaffee und
Kippen. Auch wenn ich zumindest den Diesel gerne mitnehme,
brachte mich der Aufsteiger FC Rodingen 91 in die Stahlstadt am
westlichen Rand des Minettes.
1991 entstand der Club aus einer Fusion des
Arbeitervereins Racing und des bürgerlichen FC Chiers. Beide im
FCR91 aufgegangenen Vereine hatten einige Erstliga-Spielzeiten
auf dem Buckel, ehe die sportlichen Talfahrten die Fusion
notwendig machten. Das für mich sichtbare Ergebnis war eine
schmucke und moderne Sportanlage, die aufgrund ihrer Lage
sicherlich zu einer der schönsten des Landes gehört. So ist die
kleine Sitzplatztribüne im Süden des Stade Jos Philippart in
bzw. an den Hang gebaut und wird von mehreren Wohnhäusern
überragt. Die Haupttribüne ist ein geschmackvoller Neubau, in
dem sich unter anderem der für mich wichtige Mettwurschtgrill
befindet. Mit einem von Senf bedeckten Exemplar meiner
favorisierten Wurst-Gattung umrundete ich das Spielfeld. Immer
wieder hörte ich dabei deutsche Wortfetzen, was für die Region
doch eher ungewöhnlich ist. Vielleicht hatte das
Schiedsrichtergespann vom Westdeutschen Fußballverband Freunde
und Familie im Gepäck. Das Spiel hatten die drei auf jeden Fall
im Griff. Der ehrliche Luxemburger Fußball kommt zum Glück ohne
den leidigen VAR aus. So gab es im wenig attraktiven ersten
Durchgang zumindest einige hitzige Zweikämpfe und somit viel
Arbeit für die Referees.
Begleitet wurde das Duell zwischen dem
hoffnungsvoll auf einem Barrage-Platz stehenden Hausherren und
dem Rekordmeister Jeunesse Esch von zwei kleineren Fan-Gruppen.
Der Support in Luxemburg ist leider nicht mehr das, was er vor
10 bis 15 Jahren war, als ich mich in den hiesigen Fußball
verguckte. Während man vom Rodinger Anhang nicht viel erwarten
konnte, ist der Mob aus Esch nur noch ein Schatten seiner
selbst. Vielleicht zollt man der sportlichen Durststrecke aus 15
Jahren ohne Meistertitel Tribut. Auch in diesem Jahr wird die
Jeunesse leer ausgehen und darf mit ansehen, wie Differdingen an
der Tabellenspitze einsam seine Runden dreht. Dass man sich
jedoch beim kleinen FC Rodingen die Blöße gibt, ist ebenso
blamabel und bodenlos wie Schalkes Niederlage in Regensburg, die
ich mir auf der Hinfahrt im Auto anhören durfte. In einer bis
dahin ausgeglichenen Begegnung ging der FCR nach einer Stunde
durch Messuwe in Führung. Der Jubel über diesen
zwischenzeitlichen Coup war bereits sehr euphorisch und ließ
einen fast vergessen, dass noch eine halbe Stunde zu spielen
war. Diese überstand der Aufsteiger tapfer und konnte sich in
der Schlussminute sogar noch zum 2:0 kontern. Ein überraschend
schöner Nachmittag für die Hausherren, die weiter vom
Klassenerhalt träumen dürfen.
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