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				 Zum wiederholten Mal machte ein Bahnstreik 
				meine fürs Länderspielwochenende anvisierte Fahrt in die Heimat 
				zu Nichte. Recht plötzlich stand ich also vor den üblicherweise 
				unzähligen Möglichkeiten, die einem die westdeutschen 
				Fußball-Spielpläne offerieren. Akribisch durchforstete ich das 
				unsägliche, da vom Profifußball befreite Wochenende nach noch 
				nicht besuchten Stadien im Amateurbereich. Zumindest am Samstag 
				musste ich jedoch auf Altbekanntes ausweichen. Für das 14 
				Uhr-Spiel erhielt Aachen den Vorzug vor Schalkes Reserve. 
				Ausschlaggebend war vor allem das Wetter. Ein verregneter 
				Nachmittag auf der unüberdachten Gegengerade des Parkstadions 
				mag zwar einige Romantiker berühren, für mich und meine 
				Erkältung war es jedoch keine wirkliche Option. Mein bisher 
				einziger Besuch im neuen Tivoli ist indes schon mehr als 13 
				Jahre her. Im Mai 2010 besuchten Gabriel und ich die Alemannia 
				beim Zweitliga-Duell gegen den MSV-Duisburg. Die lebendigsten 
				Erinnerungen habe ich noch an Gazzas Zimmerschlüssel, der vor 
				Fahrtantritt ganz klassisch auf dem Autodach platziert wurde und 
				folgerichtig verloren ging. Es war also an der Zeit, bei einem 
				Revisit in der Kaiserstadt neue Erinnerungen zu schaffen. 
				Mit dem „Lokalduell“ gegen den 1. FC Düren 
				suchte ich mir dabei ein durchaus interessantes Duell aus. Warum 
				die Kommunikation des TSV den Begriff „Derby“ krampfhaft 
				umschiffte, kann ich nur vermuten. Vielleicht liegt es am 
				eigenen Selbstverständnis, das den Status des Emporkömmlings aus 
				der Nachbarschaft nicht überhöhen möchte. Der 1. FC Düren 
				entstand in seiner heutigen Form nach etlichen Fusionen erst im 
				Jahr 2017. Seitdem ging es, auch mit namhaften Kickern wie Adam 
				Matuschyk, bergauf. In der Regionalliga bewegt man sich gerade 
				in den gleichen Sphären wie der Aufstiegsfavorit aus Aachen und 
				hat mit Christian Clemens und Kevin Goden abermals zwei 
				ehemalige Bundesligaprofis im Kader. Das trotzdem noch immer 
				ungleiche Duell sollte vor knapp 20.000 Zuschauern stattfinden. 
				Da ich keinen Nerv für die Parkplatzsuche hatte, näherte ich 
				mich mit dem E-Scooter dem Tivoli. Dort blickte ich im 
				Dauerregen verdutzt auf die unfassbar langen Schlangen vor dem 
				Ticketschalter und dem Eingang. Kurzerhand begab ich mich daher 
				zum Gästeblock, flutschte dort einfach durch und sparte sechs 
				Euro, die ich kurzerhand in eine Mantaplatte umtauschte. 
				Unter den 200 Dürener Fans waren auch 
				einige „Ultras“ der „Platzhirsche“. Trotz ihres eher harmlosen 
				Auftretens erlebte ich, wie die Ordner am Gästeeingang vor deren 
				Ankunft gesondert gebrieft wurden. Was die Jungs im Stadion auf 
				die Beine stellten, war dann gar nicht verkehrt. Vom quantitativ 
				beeindruckenden Aachener Anhang war ich hingegen enttäuscht. 
				Trotz „Lokalduell“ und Siegesserie wollte keine entsprechende 
				Atmosphäre im Gästeblock ankommen. So oder so bot sich natürlich 
				ein irres Bild für ein Viertligaspiel und auch das Stadion ist 
				ein absolutes Positivbeispiel für einen Neubau. Zum Spiel. In 
				der ersten Halbzeit erlebte ich ein intensives, aber 
				chancenarmes Spiel. Dies änderte sich nach Wiederanpfiff mit dem 
				prompten Führungstreffer der Alemannia. Im Anschluss an einen 
				Freistoß landete der dritte Flankenversuch erfolgreich im 
				Fünfmeterraum (47.). Wie schon im ersten Durchgang gehörte die 
				zweite Hälfte der Halbzeit dann den Gästen. Der Ausgleich kurz 
				vor Ende und nach einer Ecke kam also nicht unverdient und wurde 
				vor dem Gästeblock gebührend gefeiert (85.). Die Entscheidung 
				zugunsten der Hausherren brachte ein Strafstoß in der siebten 
				Minute der Nachspielzeit. Viel mehr Drama und Emotionen geht 
				nicht.  
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