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FUSSBALLERISCHES BRACHLAND

In Deutschland gibt es nach offiziellen Zählungen 79 Großstädte. 79 Städte mit über 100.000 Einwohnern von Aachen bis Dresden und von Kiel bis Freiburg. In je einer ersten, zweiten und dritten Liga, fünf Regionalligen sowie zahlreichen Oberligen sollte im (semi-)professionellen Fußball genug Platz für Clubs aus diesen Städten sein. Trotzdem schaffen es die Vereine aus einigen Großstädten nicht, einen Oberligisten oder besser zu stellen. In einer kleinen, hoffentlich regelmäßig erscheinenden Serie, werde ich probieren diese Städte fußballerisch und auch neben dem Platz zu potraitieren. Städte die oftmals größer sind als Sinsheim, Wolfsburg oder Ingolstadt.

Kapitel 1 SZ - Kapitel 2 MO - Kapitel 3 RS - Kapitel 4 RE - Kapitel 5 BOT - Kapitel 6 HN (bis HN Stand '17)
Kapitel 7 NE - Kapitel 8 HD (beide Stand '18) - Kapitel 9 SG - Kapitel 10 MH - Kapitel 11 (ab SG Stand '20)

Heidelberg

Einwohner
156.267
Bundesland
Baden-Württemberg
Nächster Proficlub
SV Sandhausen (8 km)
2. Bundesliga
Bester Verein
HD Kirchheim
Verbandsliga Baden (6. Liga)
Größtes Stadion
Sportzentrum Süd
6.000 Plätze
Sohn der Stadt
Fritz Walter *1960
(VfB Stuttgart)

Vor zwei Jahren waren auch Alex und ich der Anziehungskraft der kurpfälzischen Großstadt Heidelberg erlegen und brachen an einem freien Tag von Frankfurt Richtung Südwesten auf. Heidelberg begrüßte uns mit Regen, sodass wir erst mit einer kleinen Verzögerung zur Altstadt und später zur Schlossruine aufbrechen konnten. Die Stadt ist ohne Zweifel schön und thront traumhaft am und über dem Neckar. Die Schönheit der Stadt im Rhein-Neckar-Kreis sorgt dafür, dass man trotz der überschaubaren Größe internationale Bekanntheit genießt und für viele - vor allem englischsprachige - Touristen vor Berlin, München oder Hamburg das Ziel Nummer eins in unseren Landen ist. Somit tummeln sich haufenweise Reisende in der Altstadt, kaufen kitschige Souvenirs und lassen Teile ihrer prallgefüllten Reisekasse gerne in den zahlreichen Restaurants der Altstadt. Wer in Heidelberg unterwegs ist und sich nicht als „Tourist“ definiert, ist höchstwahrscheinlich Student.

Die Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg ist die älteste und eine der renommiertesten Hochschulen Deutschlands. Meiner Meinung nach verbindet man kaum eine Stadt zwischen Schleswig und dem Bodensee so stark mit ihrer Uni wie Heidelberg. Da Fußball glücklicherweise noch immer kein Sport der intellektuellen oder akademischen Bevölkerungsschicht ist, besticht man am Neckar mit Spitzenleistungen in einer anderen Ballsportart. Die Universitätsstadt ist Deutschland Rugby-Hochburg und nennt vier Erstligisten ihr Eigen. Mit dem Heidelberger RK stellt man sogar den amtierenden Meister im 15er, der mit 13 Meisterschaften zudem Rekordtitelträger ist.  Das „RK“ im Vereinsnamen steht hierbei für „Ruderklub“ und somit für die mittlerweile wohl eher zweitrangige Sparte des Vereins. Ich kenne mich hingegen kaum mit Rugby aus und saß bei einigen Pub-Besuchen ziemlich fragend und irritiert vor dem Bildschirm.

Während es im Rugby regelmäßig Trophäen hagelt, sind die Leistungen mit dem runden Ledern kaum eine Randnotiz wert. Fußballerische Anekdoten oder Erfolgsgeschichten suchte ich bei meiner Recherche vergeblich und stieß lediglich auf den Verbandsligisten HD Kirchheim und die austauschbare Bezirkssportanlage Süd als größtes Stadion der Stadt. Somit ist Heidelbergs Tor zur großen Fußballwelt nicht eine ruhmreiche Spielstätte, sondern der Bahnhof. Von hier bringt einen die S 5 in etwas mehr als einer halben Stunde nach Sinsheim. Wie Fabian und ich bei einem Selbstversuch erstaunt feststellen mussten, pilgern etliche Heidelberger an den Wochenenden zu einem der Krebsgeschwüre des modernen Fußballs. Bei der TSG trifft sich das ortsansässige Fußball-Bürgertum. Anhänger des ehrlichen Sports fahren mit der S 1 nach Mannheim und ganz schmerzfreie Patienten nehmen das Rad oder den Bus um im Hardtwaldstadion dem SV Sandhausen einen Besuch abzustatten.

Hier und da beglückt der Zufall die Fußballwelt mit erfolgreichen Namensvettern. Dabei gibt es im deutschsprachigen Raum wohl kaum ein „Duo“ wie die beiden Fritz Walters. Walter der Erste dirigierte Nachkriegsdeutschland 1954 zum Weltmeister, prägte eine ganze Ära des 1. FC Kaiserslautern und entdeckte mit Walter dem Zweiten einen durchaus legitimen Nachfolger. Der jüngere Walter wurde 1960 in Heidelberg geboren und durchlebte seine fußballerische Blüte in einer Zeit, in der die Erstligisten noch Karlsruher SC oder sogar Hamburger SV hießen. Als man noch keinen Gedanken an Hoffenheim oder Red Bull vergeudete schoss Walter seinen VfB Stuttgart mit 22 Toren zum Meistertitel. Neben der Schale und der Kanone holte der 172 cm große Stürmer vom Neckar 1988 Bronze bei den Olympischen Spielen und ist bis heute Rekordtorschütze des SV Waldhof Mannheim (1981-87) in der Bundesliga.

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